- Die Dusche -

Der Geschwätzige wäre ja der Letzte, der behaupten würde, daß die allgemeine Frischwasserversorgung nicht zu den besten und genialsten Errungenschaften der westlichen Zivilisation zählen würde. Perfektioniert wurde dieses System dann nur noch durch die Einführung sinniger Geräte, die in der Lage sind, auch warmes Wasser in die Leitung zu speisen, aber dann findet die uneingeschränkte Begeisterung auch schon ihre Grenzen.

Die Idee hinter den ausgeklügelten Hebel- und  Drehvorrichtungen ist es ja, lausekaltes und siedendheißes Wasser zu einer angenehmen Mixtur zu vermischen. Und genau da scheint sich eine von Murphys berüchtigten Heimtücken eingenistet zu haben. Duschen beispielsweise haben vielfach ein geradezu bösartiges Eigenleben: Wie begnadet man auch gerade mit den Hebeln hantieren mag, die Wassertemperatur folgt einfach ihren eigenen Regeln. Mal ist es zu heiß, mal ist es zu kalt und die erwünschten Veränderungen erfolgen ja oft mit einer durchtriebenen kleinen Verzögerung, so daß schätzungsweise 20 Prozent der allgemeinen Duschzeit mit fruchtlosen Regulierungsarbeiten verbracht werden.

Noch schlimmer allerdings ist der - natürlich völlig unerwartet auftretende - Totalausfall der Warmwasserversorgung, der eigentlich nur immer dann eintritt, wenn man gerade seinen gesamten Körper (inklusive aller sich darauf befindlichen Haare) mit einem seifigen Schaum bedeckt hat, der gerade damit beschäftigt ist, einem in die Augen zu laufen. Also, wenn plötzlich das warme Wasser alle sein sollte, dann doch immer genau in diesem Moment. Und niemand ist ja hilfloser und verzweifelter als ein frisch eingeseifter Mitteleuropäer, der unter der Dusche sehr erschreckt feststellen muß, daß seine Hazweio(H2O)-Installation nur noch eine Flüssigkeit ausspuckt, deren Temperatur ganz dicht über dem Gefrierpunkt liegt.

Aus genau diesem Grund muß an dieser Stelle auf die Vorteile eines Wannenbades hingewiesen werden, daß natürlich auch seine Tücken haben kann. Aber dennoch vermindert sich dort der Kaltwassertotalschock-Faktor und außerdem kann man in einer gut gefüllten Wanne auch hervorragend der sogenannten Sendung lauschen.
 

zitiert direkt aus Pops tönender Wunderwelt, März 1999
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