aus SPIEGEL-online
vom 18. April 2001:
Ab in die Hängematte!
Von Rüdiger Ditz
"Es gibt kein Recht auf Faulheit", formuliert
Bundeskanzler Gerhard Schröder das Credo seiner Arbeitsmarktpolitik.Und
liegt damit komplett falsch. Wir haben den biologischen Auftrag faul zu
sein. Diese weitreichende Erkenntnis kam dem Gesundheitswissenschaftler
Peter Axt aus Fulda, als er vermutlich stressreduziert und genüsslich
faul herumhängend über sein Themengebiet sinnierte. Hängematte
statt Marathonlauf, fordert er. Denn das, so vertraute er räkelnd
der "Bunten" an, verlängere das Leben. Wer mit seiner Energie sparsam
umgehe, habe beste Chancen alt zu werden.
Die Konsequenzen seiner Überlegungen:
Lang schlafen, warm duschen, keine körperliche Belastung, kein Stress.
"Die Hälfte der Zeit sollten Sie vertrödeln", rät Axt dem
Leser. Damit erscheint die gesamt Faulheitsdebatte in einem neuen Licht:
Grüne, Gewerkschafter und der linke Flügel der SPD haben gegen
Schröders Diktum opponiert. Sind sie also gesundheitsbewusst, sprich
faul? Im Kehrschluss dürften all diejenigen, die des Kanzlers Einlassung
für richtig halten, als Risikogruppe gelten.
Bis auf Unions-Fraktionschef Friedrich Merz.
Zunächst unterstützte er im Prinzip den Schröder-Satz. Jetzt
ging er in sich und kam (nach der "Bunten"-Lektüre?) zu dem Schluss:
"Es gibt ein Recht auf Faulheit."
Damit ist das letzte Wort aber noch nicht
gesprochen. Faulheit ist relativ - in der Erwerbslosigkeit ebenso wie in
der Politik. Jeder sollte seine Grenze selbst ausloten. Darüber sollten
wir in der Hälfte unserer freien Zeit stressfrei sinnieren, faul rumhängen
und Energie sparen. Ab in die Hängematte!