- Der
Wecker -
Was ist eigentlich die Erfindung
der letzten 1000 Jahre, die am meisten nervt? Ein paar ganz wenige werden
vermutlich behaupten, die Joghurtmaschine, ein paar mehr tippen auf den
Computer oder das Handy, aber ganz vorneweg steht natürlich der Wecker.
Die Jungs von der spanischen
Inquisition wären glücklich gewesen, wenn sie so ein Ding gehapt
hätten. Ein Gerät, das einen wohlig dahinschlummernden Menschen
durch ein widerwärtiges Geräusch aus den süßesten
Träumen reißt. Und die Folterknechte und Sadisten der düsteren
Vergangenheit wären noch mehr erstaunt, daß sich der Mensch
von heute freiwillig und von seinem eigenen Geld solche schrecklichen Weckmaschinen
kauft, nicht etwa um diese grauenvollen Martermaschinen zu zertören
und ihre geminen Töne ein für alle Mal von diesem Planeten zu
tilgen, sondern um sich selbst allmorgendlich dieser Tortur auszusetzen.
Der unbefangene Beobachte
könnte ja noch meinen, daß dieses selbst zugefügte Leid
dazu dienen würde, Körper und Geist gegen den infernalischen
Schall abzuhärten, aber nein - darum gehts ja gar nicht.
Wenn der Schläfer es
geschafft hat, den schaurigen Schall seines Weckes zu wiederstehen, dann
wird er sich ein neues Gerät zulegen, das noch schlimmere, noch lautere
Töne erzeugt. Angesichts der Weckertrends des ausgehenden Jahrhunderts,
kann man durchaus damit rechnen, daß der Mensch der Zukunft sich
freiwillig mit Elektroschocks traktiert oder Stahlnägel von der Decke
schießen läßt, nur um sich aus dem wohlverdienten Schlaf
zu reißen. Und komischerweise hält sich derselbe Mensch ja für
ein intelligentes Lebewesen - genau weil er Dinge wie den Wecker erfunden
hat!