Wie fängt man sowas an? Es klingt etwas seltsam, aber trotz Allem war auch dieses Festival ein –  nicht schönes – aber trotzdem beeindruckendes Erlebnis.

Die Anfahrt war seltsam wie immer. Diesmal von Kiel aus. Im IC ab Lübeck habe ich dann nette Leute aus Braunschweig und Hamburg (Gruß an dieser Stelle) getroffen, die mich (selbstverständlich ganz gegen meinen Willen) mit Rauchwaren versorgten. Dies und das auf der Fähre besorgte Bier sorgten dafür, daß die Fahrt recht kurzweilig verlief ;-)

Auf dem Campinggelände angekommen fand ich dann auch nach einigem Suchen einen Platz für mein Zelt – WIE ich das aber aufgebaut habe, weiß ich bis heute nicht mehr – der Karton Bierdosen war jedenfalls alle... Jedenfalls mußte ich am nächsten Tag noch so einige Häringe verteilen. Egal, auf dem Campinggelände waren noch eine Bühne (auf der dänische Nachwuchsbands spielten) und eine Großbildleinwand aufgebaut, auf der – soviel weiß ich dann doch noch – das Spiel Frankreich-Portugal zu sehen war. Die Stimmung erinnerte  durchaus an St. Pauli-Heimspiele. Dann war ich aber doch, ääh, müde und ging schlafen.

Donnerstag

Nine Inch NailsNachdem ich am Donnerstagmorgen mein Zelt so aufgebaut hatte, daß es auch ein paar Windböen überstehen konnte, fuhr ich in die Stadt, um Speis und Trank für die folgenden Tage zu besorgen. Erfreulicherweise hat in Nähe des Bahnhofs ein neuer NETTO-Supermarkt aufgemacht, so daß man mit den Bierkästen nicht ganz so weit rennen mußte. 

Gegen 16h konnte man auch endlich auf das Festivalgelände. Nach einem kurzen Rundgang wanderte ich zur grünen Bühne rüber, um mir KEITH CAPUTO anzusehen. War ein netter Auftakt. Der Mensch wird garantiert der neue Joe Cocker! Dann war Zeit, sich die verschiedenen Bühnen und Zelte genauer anzuschauen bis dann pünktlich zur Tagesschau NINE INCH NAILS auftauchten. Im Outfit einer schwarzweißen Kaspertruppe rockten sie die orange Bühne recht heftig. Für meinen Geschmack gab es allerdings zuwenig Stücke von der letzten Platte. „Head like a hole“ war gleich der erste Song, danach folgten zwei oder drei weitere Stücke von der ersten LP. Erst gegen Mitte des Konzerts gab es was neues zu hören. Der Schlußpunkt war „Hurt“ – Zugabe: Fehlanzeige. Trotzdem war es klasse, so gut, daß ich vor Schreck BUSH vollkommen vergaß – na ja, kein großer Verlust.
Schließlich noch IRON MAIDEN – die mit Abstand gesichtsälteste Band des Abends. Ist ja nett, die mal gesehen zu haben, aber irgendwie ist das doch wirklich Musik aus einem anderen Jahrhundert. Aber nette Show. 

Freitag

Tja, und dann kam der Freitag. Vom Programm her kündigte sich hier der absolute Höhepunkt des Festivals an – wie man jetzt weiß, kam es anders. Ich begann den Tag mit (ja, Bier auch) NEBULA, fand die aber furchtbar langweilig. Warum nicht statt dessen eine Portion Schwermetall? Somit ging ich also zu MACHINE HEAD, die ich mir sonst wahrscheinlich nie gegeben hätte. Heftig! Under ByenAls Gegengift hatte ich dann die Auswahl zwischen ZIGGY MARLEY & THE MELODY MAKERS und der dänischen Band UNDER BYEN. Ich hatte mich für die Dänen entschieden und wurde mit einem wunderbaren Konzert belohnt. Obwohl das Ganze z.T. doch sehr an die ruhigen Momente von Björk erinnert schaffte es die Band doch, eine wunderbare Atmosphäre in das weiße Zelt zu zaubern – Daumen hoch! Danach habe ich mir noch den Schluß von Ziggy angeguckt, na ja, Reggae halt.
Welcher Teufel mich dann geritten hat, mir WILLY NELSON anzukucken weiß ich nicht mehr, aber es war schon recht beeindruckend, so knapp 10.000 Leute bei „You were always on my mind“ mitsingen zu hören. Dann kamen KENT und natürlich stand zumindest das halbe Festival (zumindest die mitgereisten Schweden) kopf. Ich fand’s ein bißchen zu brav, mit zu vielen großen Gesten. Tat aber auch nicht weh. 
Eigentlich mag ich TRAVIS gar nicht so besonders, aber das Konzert war brillant und angesichts des Wetter hätte „Why does it always rain on me?“ natürlich DER Hit des Festivals werden können.

Pearl JamUnd dann kamen PEARL JAM. Was da nun eigentlich schiefgelaufen ist, weiß ja scheinbar bis heute keiner. Ich war in den ersten 20-30 Minuten recht weit vorne und es war dermaßen eng, daß man nicht einmal mehr die Hände hochbekam, um die Stiefel der Crowdsurfer aus dem eigenen Gesicht zu bekommen – von der Musik habe ich deshalb kaum etwas mitbekommen. Mir wurde es dann einfach ZU wuselig und bin dann nach hinten gegangen. Als dann etwas 15/20 Minuten später das Konzert abgebrochen wurde, war ich schon etwa 100m entfernt. Ich habe das Ganze dann noch gar nicht so ernst genommen und bin erst mal zu THE THE gegangen, deren relativ ruhiges Konzert ein angenehmer Kontrast zum zuvor erlebten war. Man konnte aber auch von dort sehen, daß es auf der orangen Bühne nicht weiterging. Trotzdem dachte ich, daß schon nichts schlimmeres als ein paar angeknackste Rippen passiert wäre. Ich ging dann noch vor Ende von The The zur orangen Bühne zurück. Als dann die Ansprache von Leif Skov (Organisator Roskilde-Festival) kam und er sagte, daß mehrere Menschen umgekommen seien, konnte ich das (wie viele andere offenbar auch) überhaupt nicht fassen. Und einige Deppen fingen dann doch allen Ernstes an zu pfeifen als erklärt wurde, daß aufgrund dieser Ereignisse The Cure nicht spielen würden.

Es ist viel geschrieben worden, ob, wenn, wenn nicht und so weiter. Tatsache ist: Die Wellenbrecher haben gehalten. Es gab keine plötzlichen Bewegungen im Publikum. Ich denke es waren schlicht und ergreifend viel zu viele Leute direkt vor der Bühne. Auch ein „Graben“, wie von anderen Festivals bekannt, hätte meiner Ansicht nichts gebracht – denn wie hätte eine solche (mobile) Barriere wohl reagiert, wenn da Zehntausende dagegen gedrückt hätten?
Ich habe noch nie ca. 50.000 Menschen so ruhig zu den Zeltplätzen zurückgehen sehen. Vor den Telephonen bildeten sich lange Schlangen, ich stand etwas eine ¾ Stunde an, um in Deutschland Bescheid zu sagen, daß ich o.k. bin.
Ein sehr mulmiges Gefühl bleibt bis heute, denn für meinen Geschmack war ich dem Ganzen etwas zu nahe gekommen. Über das Festival-Radio kamen ständig aktuelle Informationen zu dem Unfall: 8 Tote, mehrere Schwerverletzte. Besonders gut geschlafen habe ich in der Nacht nicht.

Sonnabend

Am Morgen war natürlich erst einmal allgemeines Chaos angesagt: Keiner wußte zunächst, ob bzw. wie es weitergeht. Ab 11h etwa gab es überall kostenlose Info-Blätter auf dänisch und englisch, die ausführlich über die Ereignisse informierten. Und: Das Festival sollte weitergehen. Ich habe kurz überlegt, ob ich abfahren sollte, mich schließlich aber dagegen entschieden. Überhaupt sind nur relativ wenige abgereist.

Die typische Roskilde-Stimmung war natürlich überall verschwunden. Das Gelände vor der orangen Bühne war von der Polizei abgesperrt, davor lagen bereits die ersten Blumen. Ich habe keine Ahnung, wo die Leute die Blumen überhaupt herbekommen haben. Bis zum Ende des Festivals füllte sich eine recht große Fläche mit immer mehr Blumen, Kerzen, Pearl-Jam-Shirts und diversen Festivalutensilien. Jemand hat sogar 8 frischgezapfte Bier dort abgestellt. Und unzählige kurze Abschiedsbriefe.
Manche mögen es zwar unpassend finden, ich finde aber, daß das Ganze recht angemessen war. Eklig waren nur die ganzen herumrennenden Photographen und Kamerateams (immer vorne an: RTL und SAT.1), die es offenbar total geil fanden, weinende Menschen aufzunehmen. Ganz toll!

Etwas seltsam war dann die Stimmung auf den ersten Konzerten. Unter normalen Umständen hätte man das Konzert der DISSIDENTEN wohl „mitreißend“ genannt. So aber nicht, denn es kam natürlich kaum Stimmung auf.

Nachdem die Polizei ihre Absperrungen abgebaut hatte, gab es eine kurze Ansprache der Festivalleitung, die unpassenderweise zum Schluß von der Musik von In Flames (schwedische Metal-Combo) und den Beats von der Tech-Bühne untermalt wurde. Nach Moloko war mir jetzt überhaupt nicht und auch sonst traf man fast überall auf ratlose Gesichter. 
Später gab es auf der Orangen Bühne eine Gedenkveranstaltung mit dem Bischof von Roskilde. Scheinbar war das etwas, was viele Leute brauchten, denn die Stimmung hellte sich danach etwas auf. Und seltsamerweise kam jetzt auch zum ersten Mal die Sonne heraus.

Das erste Konzert auf der orangen Bühne war dann YOUSSOU N’DOUR, der sein Konzert unterbrach, um ebenfalls einige Blumen zum Gedenken abzulegen. Ich habe mir danach die Isländer MAGGA STINA angesehen, konnte mit deren quietschbunter Gute-Laune-Show aber nun wirklich überhaupt nichts anfangen. Zudem klang die Sängerin etwas zu sehr nach Aqua. Kann sein, daß THÅSTRÖM eigentlich ganz gut waren, aber gerade Punkrock war jetzt auch nicht so ganz das, was meiner Laune entsprach. FIELDS OF THE NEPHILIM sind einfach alt geworden, die Songs wirken antiquiert und sie benötigen Backing-Tapes. Naja. 

Ich bin ja nach wie vor der Ansicht, daß es richtig war, das Festival weiterlaufen zu lassen. Was ich nicht passend fand, daß auf der orangen Bühne weitergespielt wurde. Bestes Beispiel dafür: HENRY ROLLINS. Während sich weiter hinten immer mehr Blumen und Kerzen ansammelten, lief vorne seine übliche Muskel-Show ab. Unpassend. Ebenso unpassend (und das ist der einzige Punkt, wo ich der Band zustimme) wäre es gewesen, die Pet Shop Boys auf der großen Bühne spielen zu lassen. Eine solche Gute-Laune-Show wäre dort wirklich geschmacklos gewesen. Ebenso geschmacklos ist es freilich auch, trotzdem die volle Gage zu verlangen. Insofern ist die Haltung von Oasis (trotz der idiotischen Äußerungen von Liam Gallagher) wenigstens konsequent: kein Auftritt, keine Kohle.

Wie seltsam so ein Gute-Laune-Auftritt jetzt wirkte, konnte man beim Konzert von CHUMBAWAMBA sehen. Überall hüpfende Menschen, die aber spätestens, wenn sie an der stets umlagerten Stelle, an der Tausende Blumen lagen vorbeikamen, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkamen.
Ich habe dann noch bei dem sehr seltsamen Konzert der Berliner Band DAUERFISCH vorbeigeschaut, der zumindest für den einen oder anderen Lacher gut war. Die FLAMING LIPS waren mir dann mit ihrer aufwendigen Video-Installation voller politischer Inhalte etwas zu schwer – ich ging zum Zelt zurück. Scheißtag!

Sonntag

Auch heute: Dieses (inzwischen) Blumenmeer war ständig umlagert. Absolut geschmacklos war es, auf der großen Bühne (vor der inzwischen auch viele Blumen und Briefe lagen) eine Band wie die WANNADIES spielen zu lassen. Nichts gegen die Band, aber etwas mehr Fingerspitzengefühl hätte hier nicht geschadet. Live hatten ihren Auftritt gecancelt, so daß ich mir zunächst MUSE angesehen habe. Zwar hatte sich die allgemeine Stimmung mittlerweile gebessert, aber Hochstimmung kam auch bei diesem Konzert nicht auf. Wie auch? Ich war dann kurz bei LOU REED, der wie immer schlecht gelaunt war, aber wohl ein recht gutes und langes Konzert ablieferte. 
KELIS hingegen war seltsam: Großartige Stimme, kein steriler Hochglanz-Soul/Rap (die Frau schwitzt tatsächlich), aber muß immer dieses nach Applaus heischende „Say hooo“ sein? Seit der Pearl-Jam-Katastrophe war dies das erste Konzert, daß ich richtig gut fand. Angemessen war hier auch die Schweigeminute zu Beginn. Mittendrin dann „Born to be wild“ und zum Schluß „Smells like teen spirit“(!). Lediglich „Good stuff“ war live mittelmäßig.

Genial und bis heute das Konzert, daß mir am meisten Gänsehaut verursachte waren SIGUR RÓS aus Island. Musikalisch irgendwo zwischen Portishead und Angelo Badalamenti war dies vielleicht genau die Musik, die der Stimmung auf dem Festival am Besten entsprach. Großartig!

Geplant als Riesen-Party und krönender Abschluß war wohl der Auftritt von D.A.D.. Die Band begann ihren Auftritt damit, daß sie 8 Fackeln in das Publikum gab, die bis zu der Gedenkstelle durchgereicht wurden und spielte dann ein recht ruhiges und passendes Programm. Ein angemessener Abschluß, der noch durch den kurzen Auftritt von Jan Bachmann, der "Ave Verum Corpus" von Mozart spielte, abgerundet wurde.

Wie in den vergangenen Jahren ging es noch die ganze Nacht im grünen Zelt weiter. Und wieder: Unter normalen Umständen wäre das Konzert der STARS OF SKA genial gewesen – so bleibt mir angesichts der dortigen Party-Stimmung ein unguter Nachgeschmack, ebenso auf dem Zeltplatz, wo ebenfalls noch vielfach gefeiert wurde. Einige Leute fackelten (hoffentlich eigene) Zelte ab und auch sonst erinnerte auf den Zeltplätzen relativ wenig daran, daß nicht weit davon 9 Menschen gestorben sind.

Wie schon mal erwähnt: Ich denke, es war richtig, das Festival fortzusetzen, nicht zuletzt für die anderen Besucher, die die  Möglichkeit hatten, das Erlebte zu verarbeiten (als Angehöriger eines der Opfer würde ich das vielleicht anders sehen).
Allerdings hätte man die orange Bühne meiner Meinung nach vom weiteren Verlauf des Festivals ausnehmen müssen. Beeindruckend fand ich die teilweise rührenden Reaktionen vieler Besucher. Den Veranstaltern freilich ist etwas mehr Fähigkeit zur Selbstkritik zu wünschen. 
Ich werde im nächsten Jahr wiederkommen, aber ob ich mich noch mal in die vorderen Reihen begeben werde, weiß ich noch nicht. Bemerkenswert noch: Nach Freitagnacht gab es bei keinem Konzert noch irgendwelche Drängeleien, die Besucher gingen extrem rücksichtsvoll miteinander um. 

Leider nicht früher.

vicus, 30.7.2000

 

© 1997 - 2001 vicus



 
 

Statement from Pearl Jam in Response to Roskilde Festival Tragedy

Copenhagen, Denmark - This is so painful...I think we are all waiting for someone to wake us and say it was just a horrible nightmare….

And there are absolutely no words to express our anguish in regard to the parents and loved ones of these precious lives that were lost.

We have not yet been told what actually occurred, but it seemed to be random and sickeningly quick…it doesn't make sense.

When you agree to play at a festival of this size and reputation it is impossible to imagine such a heart-wrenching scenario.

Our lives will never be the same, but we know that is nothing compared tothe grief of the families and friends of those involved.

It is so tragic ... there are no words.

Devastated,

--Pearl Jam
Spiegel Online:
Roskilde: Ein Sicherheitsfonds für die Zukunft
Wenn es nicht so traurig wäre, man müßte lachen:

Dänische Polizei gibt Pearl Jam 
"moralische Schuld" am Unglück
Meldung & Reaktionen
Pearl Jam fordern weitere Untersuchung des Unglücks
Neuer Newsletter zum Unglück

Pressemeldungen:
die tageszeitung:
Schuld war nicht der Rock'n'Roll
Weser-Kurier:
Acht Fans in Roskilde erdrückt
Stern:
Acht Besucher zu Tode getrampelt
tagesschau:
Neuntes Roskilde-Opfer erliegt Verletzungen



Offizielle Roskilde-Homepage
mit Kondolenz-Liste
PRESSEMELDUNG
18. Dezember 2000

Pet Shop Boys und Oasis, die sich beide dazu entschieden, ihre Konzerte auf dem Roskilde Festival nach dem Tod von neun jungen Männern nicht durchzuführen, sind zu einer freundschaftlichen Übereinstimmung mit den Veranstaltern des Roskilde Festivals gekommen:

Die Honorare, nach Abzug der Ausgaben der zwei Bands, werden dem Zweck der Verbesserung von Sicherheit auf zukünftigen Festivals dienen und den nachfolgend genannten Wohltätigkeitsorganisationen gestiftet:

WAR CHILD
SOS KINDERDÖRFER
FREEMUSE (gegen Zensur von Musik)
THE HUNGER SITE (www-Seite UN)
HUMAN RIGHTS WATCH

Roskilde Festival respektiert die Begründung der Bands, nach dem Unglück nicht auftreten zu wollen und alle Seiten hoffen, dass die Erfahrungen des Festivals zu erhöhter Sicherheit für alle zukünftigen Festivalbesucher auf der ganzen Welt führen werden.

Mit freundlichen Grüssen

Oasis      Pet Shop Boys    Roskilde Festival


aus laut.de:
Pünktlich zum Fest der Versöhnung verständigen sich Pop-Stars, Veranstalter und Polizei über die Tragödie beim Roskilde-Festival 2000.

Dänemark (stj) - Es ging natürlich ums Geld. Die Bands Oasis und Pet Shop Boys hatten wegen des Unglückes, bei dem neun Menschen ums Leben gekommen waren, ihre Auftritte in Roskilde abgesagt.
Danach attackierten sie die Veranstalter, da diese das Festival fortsetzen ließen. Bis auf die beiden Gruppen hatten alle anderen Live-Acts die Entscheidung der Konzertleitung unterstützt und ihre Gigs absolviert. Das Ausbleiben ihrer vereinbarten Gagen traf den Gerechtigkeitsnerv von Tennant, Gallagher & Co, und so bauschte sich der Streit zu einer Diskussion über die Schuldfrage auf.

Nach über einem halben Jahr konnte man sich jetzt endlich über die Honorare und deren Verwendung einig werden. Die ganz armen Stars kriegen ihre Ausgaben erstattet, der Rest wird zur Verbesserung der Sicherheit in Roskilde genutzt und für diverse Wohltätigkeitsorganisationen wie War Child, SOS Kinderdörfer, Freemuse und Human Rights Watch gestiftet. Die Einigung über die Moneten setzte aber das gegenseitige Verständnis für die jeweiligen Standpunkte voraus, so dass nun alle Parteien wieder fair miteinander umgehen können. Man möchte ja auch in den nächsten Jahren beim wichtigsten europäischen Festival dabei sein.

Neuigkeiten gibt es auch von der dänischen Polizei über die Gründe für das Unglück. Es liegt jetzt ein Untersuchungsbericht des Justizministeriums vor. So soll das wilde Auftreten der Zuschauer die Ursache für das Unglück gewesen sein. Es wurden zwar auch zusätzliche Mängel festgestellt, die aber für eine strafrechtliche Verfolgung der Veranstalter nicht ausreichen. Diese arbeiten übrigens schon eifrig am Open-Air in Roskilde 2001.


aus eyedoo.de:

Organisatoren ziehen Bilanz

Rechtzeitig zum 30jährigen Jubiläum des legendären Festivals im nächsten Jahr bringen die Organisatoren eine Bilanz heraus, die sich "Roskilde Festival 2001-30 Years Of Happiness and One Accident" nennt.

Diese beschreibt detailliert die verbesserten Sicherheitvorkehrungen der Großveranstaltung, zu denen unter anderen ein neues Abgrenzungssystem zählt, welches die kontroversen alten Zäune ersetzt. Außerdem soll eine verbesserte Kommunikationsstruktur zwischen den Helfern geschaffen werden. Damit soll natürlich allen Zweiflern gezeigt werden, dass die Tragödie beim letztjährigen Festival ein Einzelfall war.

Damals erstickten 9 Menschen während des Pearl Jam Auftrittes, als sie in der nicht genügend abgegrenzten Fläche vor der Bühne zu Boden stürzten und sich aus dieser Situation während des chaotischen Gemenges nicht mehr retten konnten.

"Music culture must learn from what the accident has shown us...." sind die einleitenden Worte des Werkes, welches im weiteren Verlauf noch begründend aufführt, weshalb das Festival zu keinem Stillstand kommen dürfe: nämlich seiner Rolle als Plattform des interkulturellen Austausches wegen, was man jedoch je nach Belieben interpretieren könnte.

Der Vorverkaufsbeginn für das Roskilde-Festival 2001 läuft seit dem 1. Dezember 2000.


aus visions.de:

Gedenkstätte für Roskilde-Opfer

Die Veranstalter des Roskilde-Festivals errichtenzu Ehren der neun Opfer des tragischen Unglücks beim diesjährigen Festivaleine Gedenkstätte. Außerdem wurden die Sicherheitsbestimmungen erheblichverbessert.

Einen tragischen Beigeschmack hatte in diesem Jahr die Festivalsaison, nachdem am 30. Juli beim Roskilde Festival während des Pearl Jam-Auftritts neun Menschen ums Leben kamen. Quasi als letzte Ehre werden die Veranstalter nun eine Gedenkstätte auf dem Festivalgelände errichten. Neun Bäume sollen kreisförmig gepflanzt werden und zwischen jedem Baum wird ein Sitzstein stehen. Zusätzlich soll in der Mitte des Baumkreises ein "Naturstein mit einfacher Inschrift" aufgestellt werden.
Die Ermittlungen der dänischen Polizei zu den Ursachen des Unglücks sind hingegen immer noch nicht abgeschlossen. Es wurden Arbeitsgruppen sowohl von Seiten der Veranstalter als auch der dänischen Regierung gebildet, die eine künftige Anhebung der Sicherheitsstandards nicht nur auf dem Roskilde-Festival gewährleisten sollen. Als erste Maßnahme wurde die Zuschauerkapazität um 20.000 auf 70.000 Besucher limitiert. Zudem werden bei den nächsten Festivals Sicherheitskräfte und Sanitäter auch im Publikumsbereich einen zentralen Platz haben, um einen besseren Überblicküber das Geschehen zu haben. Desweiteren sollen Krankenwagen direkt auf dem Festivalgelände bereit stehen.
In Zusammenarbeit mit mehreren anderen skandinavischen Festivalveranstaltern soll in Zukunft die Sicherheit fü ralle Besucher auf das Höchstmaß gesteigert werden. So sollen generell breite Fluchtwege nach drei Seiten angelegt und bei Konzerten in Zelten keine Seitenwände mehr angebracht werden. Außerdem würden die "Wellenbrecher" so weit wie möglich abgebaut und an den Streben mit einer Schaumstoffschicht gepolstert. Leif Skov, Mitarbeiter der Roskilde-Festivalleitung, bringt die Bemühungen auf den Punkt: "Wir werden uns vorsichtig der Schönheit, der Wärme annehmen, als würden wir ein Kind tragen, behutsam auf dem Arm."


Die gesamte Erklärung und Bestandsaufnahme der Festivalleitung findet sich hier.
zurück